Viele Kinder und Jugendliche besitzen ein Handy oder ein Smartphone. Sie telefonieren, chatten, spielen und möchten das Handy oft überhaupt nicht mehr aus der Hand geben.

Für viele Eltern stellt sich aber manchmal auch die Frage: Darf ich meinem Kind das Handy wegnehmen? Gesetzlich lautet die Antwort: ja, man darf seinem Kind das Handy wegnehmen. Als Erziehungsberechtigter hat man die Verantwortung für sein Kind und kann entscheiden, wie lange das Kind ein Handy benutzen darf.

15 Dinge die deine Eltern dürfen / nicht dürfen | Rechtsanwalt Christian Solmecke

Ist es erlaubt, meinem  Kind das Handy wegzunehmen?

Den Eltern ist es auch erlaubt, das Handy ihres Kindes wegzunehmen, wenn es das Gerät von geschenktem Geld oder von seinem Taschengeld gekauft hat und die Eltern mit dem Kauf einverstanden waren.

Wenn das Kind unter 18 Jahre alt ist, steht im Handyvertrag der Name der Eltern.

  • Wenn der Jugendliche 18 Jahre oder älter ist, dürfen die Eltern das Handy allerdings nicht mehr wegnehmen.

Handyverbot als Strafe

Wo früher Hausarrest oder Fernsehverbote als Strafe angesehen wurden, nehmen die Eltern heute den Kindern das Handy zur Strafe weg.

Laut der Arbeitsgemeinschaft Familienrecht des Deutschen Anwaltsvereins ist es zulässig, einem Kind sein Handy wegzunehmen, „wenn es sich dabei um eine sinnvolle, pädagogische Maßnahme handelt.“

  • Nach dem § 1626 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) haben die Eltern die Personensorge für ihr Kind. Eltern haben die Plicht, sich um die eigenen Kinder zu kümmern und für diese zu sorgen.
  • Der § 1631 BGB verbietet jedoch physische und psychische Gewaltanwendung in der Erziehung. Das Handy darf dem Kind nicht weggenommen werden, wenn der Erwachsene es ärgern oder schikanieren möchte. Das Kind kann so entwürdigt oder verletzt werden.

Es ist auch problematisch, dem Kind sein Handy wegzunehmen, wenn die Strafe keinen Bezug zum Verhalten des Kindes hat. Wenn das Kind zu spät nach Hause kommt oder es Probleme in der Schule hatte, macht es wenig Sinn, ihm sein Handy wegzunehmen.

Das Kind kann diese Verbote nicht nachvollziehen. So kann es aus seinem fehlerhaften Verhalten auch nichts lernen. Allgemein spielen bei einem Handyverbot das Alter des Kindes, die Dauer des Verbots und die richtige Begründung eine Rolle.

Wo finden Kinder und Jugendliche Unterstützung?

Wenn ein Kind sich dagegen wehren möchte, dass seine Eltern ihm regelmäßig sein Handy wegnehmen, kann es sich an eine Familienberatungsstelle, an eine Vertrauensperson oder direkt an das Jugendamt wenden. Bevor ein Jugendlicher diesen Schritt geht, sollte man jedoch versuchen, in der Familie noch einmal in Ruhe über das Problem zu sprechen. Sehr oft kann mit ein wenig Kreativität ein Kompromiss gefunden werden.

Die Kinder sollen lernen, mit Grenzen, die ihnen gesetzt werden, zuverlässig umzugehen. Wenn das Kind sich an die Regeln zum Thema Handy nicht hält, die klar abgesprochen wurden, kann es eine sinnvolle Konsequenz sein, ihm das Handy wegzunehmen.

Was bedeutet das Handy für mein Kind?

Die Eltern sollten sich darüber klar sein, dass das Handy wichtig ist für die sozialen Kontakte ihres Kindes. Verabredungen werden mit Hilfe des Handys getroffen, und viele soziale Kontakte laufen über das Handy ab. In den Pausen sprechen die Kinder über Online-Spiele oder Inhalte aus dem Internet. Sie schließen Freundschaften über das Internet oder können sich über Hausaufgaben austauschen. Für das Kind ist das Handy wichtig, um in Kontakt mit seiner Peergroup zu bleiben.

Es kann jedoch sinnvoll sein, kein generelles Handyverbot auszusprechen, sondern eine partielle Handyauszeit festzulegen. Eltern können das Frühstück oder das Mittagessen zur handyfreien Zeit erklären. Sie können festlegen, dass bei Unternehmungen oder Ausflügen kein Handy mitgenommen wird. Es kann auch hilfreich sein, handyfreie Tage oder ein handyfreies Wochenende festzulegen. So kann man einer Online-Sucht vorbeugen.

Wenn man seinem Kind das Handy wegnimmt, sollte man ihm immer sagen, wann und ob es sein Handy wiederbekommt. Eltern haben das Recht, ein Handy bis zu 2 Wochen zu behalten.

Recht auf Privatsphäre von Kindern und Jugendlichen

Jedes Kind hat ein Recht auf Privatsphäre. Dieses Recht ist in der UN-Kinderrechtskonvention im Artikel 16 festgehalten. Der Text lautet: „Kein Kind darf willkürlichen oder rechtswidrigen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung oder seinen Schriftverkehr ausgesetzt werden.“

  • Diese Regel gilt auch für die Eltern des Kindes. Wenn sie ihrem Kind das Handy wegnehmen, haben sie kein Recht, alle Daten und Inhalte anzugucken.

Anders sieht es aus, wenn es einen Verdacht gibt, dass das Kind mit seinem Handy etwas Verbotenes macht (z.B. Gewaltvideos oder Pornos anschaut). Es gibt auch die Möglichkeit, dass das Kind etwa durch Cybermobbing in Gefahr ist. In diesem Fall sollten die Eltern sich zusammen mit ihren Kindern das Handy angucken und in Ruhe mit ihnen über die Themen sprechen. Vorwürfe zeigen dabei nur selten eine Wirkung, da viele Kinder noch nicht verstehen, was an ihrem Verhalten schädlich ist.

  • Eltern dürfen das Smartphone ihres Kindes auch kontrollieren. Dazu sollte man aber eine gemeinsame Vereinbarung mit seinem Kind treffen. Die Eltern sollten das Smartphone nicht heimlich kontrollieren.

Bei Jugendlichen ist es nicht sinnvoll, ein Handyverbot auszusprechen. Gerade Teenager werden dann neugierig und versuchen, das Verbot zu umgehen. Smartphonefrei, Handyauszeit oder Handypause sind für Jugendliche die besseren Begriffe.
Jugendliche und Online-Sucht

Laut einer Studie benutzen ca. 85 % der 12 bis 17-jährigen ihr Handy mehr als 3 Stunden am Tag. Sie besuchen soziale Netzwerke wie Instagram, Facebook oder Twitter oder kommunizieren über WhatsApp.

Wenn Eltern sich Sorgen machen, dass ihr Kind oder Teenager eventuell in eine „Handy-Sucht“ rutscht, können sie ihrem Kind das Handy ebenfalls wegnehmen. In diesem Fall kann eine kurzzeitige Handy-Auszeit sinnvoll sein.

Bei einer Handysucht sollten die Eltern versuchen, herauszufinden, warum ihr Kind sein Handy so oft benutzen möchte. Sie sollten mit dem Kind über sein Verhalten sprechen, es aber nicht als Fehler des Kindes ansehen. Sehr oft findet die dauernde Nutzung des Handys aus Langeweile statt. Dann können die Eltern versuchen, gemeinsam mit dem Kind ein neues Hobby zu suchen, dass dem Kind Freude macht und bei dem es mit anderen Kindern in Kontakt kommt.

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